filter
Du, ich, wir filtern. Rund um die Uhr – mal mehr und mal weniger bewusst. Deshalb wollen wir gemeinsam mit dir und der Kunst über filter nachdenken, die eigenen und gesellschaftlichen Filter betrachten und ein Festival feiern, das nach filtern fragt. Das MS ARTVILLE ist 2022 dieser Selektion, Veränderung und Betonung gewidmet; kurz:
Das Thema des Festivals für urbane Kunst und geteilte Gegenwart ist filter.
Denn wir entkommen ihnen nie. Eine unvollständige Liste deiner Filter: morgendlicher Kaffee. Insta-Feed und kein Ultraviolett sehen können. Deine Identität, Sexualität, Selbstwahrnehmung. Pulli auswählen, Schuhe anziehen. Der Algorithmus deiner Twitter-Timeline und die Industrie vor der Haustür. Die Menschen, die du triffst. Schönheitsideale. Die Bilder in deiner Küche, aber auch jene in den Galerien und Museen. Wer gehört wird. Was du hörst.
Filter sind jedoch kein Thema, das du nur mit dir ausmachst. Dieser Akt und Prozess ist zugleich Kulturtechnik, kreatives Medium, politische Form. Was bedeuten filter für uns und was resultiert aus ihnen – für uns als Individuen, als Gesellschaft, als Beobachter*innen und Gestalter*innen dieser Gegenwart?
Es gibt drei leitende Gedanken, die dieses Thema für uns und das MS ARTVILLE 2022 filtern.
Feiern wir den Filter!
Denn Unterscheidung und Auslese ist nicht nur überlebensnotwendig, sondern die entscheidende Kulturtechnik unserer geteilten Gegenwart. Sie eröffnen Räume und Perspektiven, verändern Anblick und Auswahl, betonen das (Un)wichtige – was auch immer es sein mag. Feiern wir also die Festspiele des Filters.
Und geben wir zugleich auf:
Wir werden den Filtern nicht (mehr) entkommen – sie bilden die Basis unserer Wahrnehmungen, Systeme und Entscheidungen. Denken und diskutieren wir diesen Zustand als eine produktive Kapitulation: Wie richten wir uns ein in dieser notorisch filternd-gefilterten Welt?
Doch schauen wir genau hin:
Filtern bedeutet stets auch eine Trennung, es bleibt etwas übrig. Das kann ein Stoff sein, doch uns interessiert ihre soziale Ebene: Wir wollen gesellschaftlich-politische Filterungen aufzeigen, anschauen und analysieren. Welche Folgen haben die Filter? Verzerren sie die Realität oder veranschaulichen sie diese eher? Wir fragen nach den Menschen, Gruppen und Gesellschaften inmitten der Filter.
Offen, interdisziplinär und progressiv:
Das MS ARTVILLE, Festival für urbane Kunst und geteilte Gegenwart, versammelt jeden Sommer drei Wochen lang Werke, Positionen und Diskurse im Spannungsfeld von (sozio)kultureller Vielfalt, künstlerischem Untergrund und einem Thema.
In einer Open Air-Ausstellung und thematischen Veranstaltungstagen erkunden Talks, Workshops, Führungen und Musik die Kunst, die Filter und deren Implikationen – eine Einladung an Besucher*innen, mit Entdeckungslust und Neugierde Teil des MS ARTVILLE zu werden: in diesem Jahr vom 23. Juli bis zum 7. August 2022.